Donnerstag, 17. September 2009

die Tücken vegetarischer Küche

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Wer der Gruppe der Vegetarier angehört, und als solches selbst für die Beschaffung, Lagerung und Zubereitung seiner Nahrungsmittel verantwortlich zeichnet, wird mitempfinden können, durch welche harte Schule ein jeder Jungvegetarier (selbt solche höheren Alters) gehen muss:
Ist man als Alles(fr)esser von jeher daran gewöhnt, seinen Proviant zyklisch anzuschaffen, also im Rahmen strukturierter Monats-, Wochen- und Tageseinkäufe, so ist dies wirtschaftlich wie nahrungstechnisch völlig korrekt, und derart weises Zuwegegehen auf's Äußerste zu begrüßen (das mach ich dann also mal gleich: "Grüß Gott").
Wird nun dieser Mensch auf Vegetarismus umgestellt, und setzt sein Beschaffungswesen unreflektiert fort, so wird er nach sehr kurzer Zeit feststellen, dass das Grünzeug nicht nur deshalb so heißt, weil es gelegentlich gesunde, grüne Farbe aufweist (es kann sich ja auch um rote Rohnen, gelbe Rüben oder lila Artischocken handeln), sondern weil es bei unsachgemäßer oder zu langer Lagerung ZWANGSLÄUFIG eine ungesunde, grünliche Konsistenz annimmt, welche hie und da auch in's bläu-bräunliche schlagen kann. Kurzum: das Innenleben der Vorratskammer entwickelt eine gewisse ungewollte Eigendynamik.
Der lernfähige Jungvegetarier erarbeitet sich mühsam tiefere Kenntnisse über den erhabenen Umgang mit seinem Essen, welche unseren Ahnen in die Wiege gelegt war, wir aber keinen blassen Schimmer mehr von haben. Unter mühsam ist hier insbesondere zu verstehen, dass er vorerst einige Kühlschrankfüllungen investiert, in den 4. Stock hochschleppt (denn er fährt ja aus Prinzip nicht mit dem Lift (nicht etwa aus Angst er könnte steckenbleiben)), und einige Tage später, in etwas veränderter chemischer Beschaffenheit und nicht mehr ganz geruchsneutral dieselben Treppen wieder hinunter, und zum Müllcontainer trägt.
Ich wage also folgende Ansage:
Für den angehenden Vegetarier gilt es, den Prozess der Nahrungsbeschaffung in kürzeren Rhythmen zu organisieren als er dies von früher her gewohnt war. Wenn er langfristig plant, umfasst das einen Horizont von maximal 3 Tagen, wobei hier schon Vorsicht bei der Wahl des Gemüses ratsam erscheint. Bei Kohlrabi würde ich sagen "könnte klappen", bei Bananen eher "nein".



Dienstag, 15. September 2009

Theorie zum Wahlergebnis

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In Ukraine findet am 17. Jänner 2010 ein Wahlgang um das Präsidentenamt statt. Nach langem hin und her und vielen Querelen hat man dieses Datum schließlich in's Auge gefasst, was so viel heißt, dass das auch noch in's Auge gehen könnte, bzw. die Wahl doch nicht an besagtem Tage stattfinden könnte. Das ist aber eine andere Geschichte, und das ist eben Ukraine ...

Der Wahlkampf um das Präsidentenamt ist vollends über uns hereingebrochen, bereits Monate vor der Wahl wird Stellung bezogen, sich positioniert, gerechtfertigt, zurückgewiesen, angekündigt und versprochen. Politische Tagesarbeit ist seit geraumer Zeit und für weitere geraume Zeit nicht darstellbar, daran ist man hier gewöhnt, Stillstand ist bereits als Fortschritt zu werten, denn es könnte ja auch schlimmer sein (zum Beispiel die Steuern auf Vodka erhöht werden).

Jedenfalls habe ich eine Theorie zum Wahlausgang, und zwar folgende:


Julia Timoschenko, heutzutage Premierministrerin (hier oft lieb übersetzt als "Premierin"), welche sich auch in die Schlacht um das höchste Amt im Staate geworfen hat, wird die Wahl mit 100 % der abgegebenen, gültigen Stimmen gewinnen!


Das klingt vielleicht verrückt oder realsozialistisch, ist es aber nicht, sondern es gibt ein völlig rationales Erklärungsmodell hierzu:

  1. rund 50 % der Wahlberechtigten sind Frauen: schon aus rein feministischem Antrieb, und weil wir hier nach wie vor in einem schlimmen Patriachat leben, können Frauen konsequenterweise nur die einzige Frau auf der Kandidatenliste wählen: Julia!

  2. rund 50 % der Wahlberechtigten sind Männer: und hier stoßen wir auf ein Paradoxon: gerade weil wir in einem Patriachat leben, und der Antrieb "der Männer" in einem solchen Umfeld noch eindeutiger zementiert ist als anderswo, werden folglich auch alle Männer "die Frau" (auch hier ist übrigens Julia gemeint) wählen (ich zumindest würde es tun, obwohl ich keine Ahnung über ihre politischen Absichten habe)

Ergo: 50 + 50 = 100 %. Sollten wider Erwarten nicht 100 % herauskommen, ist an dieser Stelle auch schon klar, aus welcher Gruppe die "Abweichlerinnen" stammen, nicht wahr?




Montag, 14. September 2009

Menüempfehlung für's Wochenende ...

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Da bin ich auf etwas wirklich feines gestoßen, gehobene Kulinarik sozusagen, und in der Zubereitung unübertroffen einfach.


SICH VON GUTEN FREUNDEN ZUM ESSEN EINLADEN LASSEN!


Ich war vergangenen Sonntag abend bei Pavlovic's, einer liebenswerten, befreundeten Familie aus Serbien zum Essen eingeladen. Jelena, die gute Seele des Hauses, hatte einen im Ganzen im Rohr gebratenen Schafskopf als Hauptgang auserkoren. Ich kann mir kaum etwas aufregenderes zum Dinner vorstellen als Schafskopf!

Leider war Dejan, ihr Göttergatte, so freundlich zeitgerecht darauf hinzuweisen, dass ich Vegetarier sei (während er, Serbe, Fleisch, und insbesondere Schafskopf über alles liebt). Also gab es gebratenes Lachsfilet mit Gemüsebeilage, Zuccini-Puffer und diversen Salaten. War auch gut.

DANKE, Dejan!

Als Nachspeise waren Blini mit herrlicher Marillenfüllung vorgesehen. Mein Freund Dejan hat auch hier gerade noch rechtzeitig darauf hingewiesen, dass ich Diabetiker bin, und dieses vorgesehene Mahl für mich genau eine tödliche Dosis sein könnte.

An dieser Stelle des Abends konnte ich nicht an mich halten, und musste offenbaren, dass ich zwar Vegetarier sei, aber kein militanter, und sich der Genuss des Grünzeugs ja tatsächlich erst dadurch vollständig offenbare, dass man dazwischen gelegentlich mal Fleisch probiert, namentlich gebratenen Schafskopf, um festzustellen, wessen man entsagt :-( (oder auch "seufz"). Und auch Diabetiker haben gelegentlich eine schwache Stunde, in denen ihnen Blini (bei uns eher bekannt als Palatschinken) naheliegender sind als ein langes Leben.

Jelena (deren Name übersetzt übrigens etwa "Reh" bedeutet), hat die Lage bzw. meine Verzweiflung richtig erkannt, und prompt Blini's aus der Pfanne gezaubert, welche ihresgleichen suchen. Kaum einmal, dass ich mich so nach einem Schafskopf verzehrt, und mit solcher Hingabe Blini gespeist habe.

Es ware ein schöner Abend, danke Jelena & Dejan (mit Alexa und Mina)!

Sepp

GAU oder KLAU ...

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Was unter GAU zu verstehen ist, weiß längstens seit 1986 (Tschernobyl) jedes Kind, ja sogar ein Super GAU lässt keine Fragen mehr offen (wenn's denn mal soweit ist, wird zu sehen sein, wer überhaupt noch in der Lage ist Fragen zu stellen ...).

Unter KLAU ist eigentlich etwas ganz ähnliches zu verstehen, aber halt eben nicht in globalen Ausmaßen, ja nicht einmal in kontinentalen oder nationalen, sondern in jedermanns (bzw. jederfraus) unmittelbarer Sphäre, sozusagen ein privater GAU, oder wörtlich übersetzt bekannt als "KLeiner AUsrutscher", gerne auch mal Lapsus genannt.

Ein solcher ist mir dieses Wochenende übergekommen. Ja, richtig gelesen: übergekommen. Denn er ist über mich gekommen, und nicht etwa nur mehr oder weniger zufällig untergekommen, sondern eben passiert, hat sich ereignet, ist mir wiederfahren. Wie dem auch sei, bin ich mir bis dato nicht sicher, wie dieses zu werten wäre. Und in Zeiten wie diesen muss man schon kleinste Anzeichen ernst nehmen und einer Reflexion unterziehen, sonst entziehen sie sich alsbald der Bewusstheit, und pflastern unseren Weg der fortgesetzten Erkenntnislosigkeit.

Schon länger trug ich mich mit dem Gedanken, dass es nicht schaden könnte, eine Kleiderbürste anzuschaffen, da im Haus recht viel und recht sinnlos gearbeitet wird, was zu gelegentlicher Lärm- sowie ständiger Staubentwicklung führt, welcher sich durch feinste Ritzen schlängelt, und vor allem im Treppenhaus zentimeterdick auf Stufen und Geländer sich ablagert (der Staub, nicht der Lärm). Mangels Sinn für das gemeinsame Eigentum, ein unseliges Erbe aus realparadiesischen Zeiten des Sozialismus, kümmert sich um das Treppenhaus kein Schwein. Also zieht man sich dort, wenn man es denn benutzt, gemeint ist hier das Treppenhaus, gelegentlich unschöne Verunreinigungen zu. Da ich das Treppenhaus ständig und ausnahmslos benutze, weil ich begründete Angst habe, in einer der technischen Errungenschaften des Kommunismus, dem Aufzug nämlich, stecken zu bleiben, und mich dann mangels Kenntnis der hiesigen Sprache nicht einmal mitteilen könnte, kommt mir das öfter mal vor (wer an dieser Stelle noch weiß, WAS öfter mal vorkommt, ist ein Denksportmeister!).

Kurz und gut: ich habe am Samstag eine Kleiderbürste käuflich erworben, und wie es sich gehört, beim Verstauen der Einkäufe diese (die Kleiderbürste) auf dem Kühlschrank abgelegt. Zu ordnungsliebende Anverwandte seien an dieser Stelle auf das kleine Wörtchen "auf" hingewiesen, also nicht "in", wie man vielleicht auch interpretieren könnte. So dämlich bin ich (noch) nicht!

Jedenfalls habe ich die Kleiderbürste dort zwei Tage lang liegen sehen, bis mir am Sonntag abend in den Sinn gekommen ist, dass ja am nächsten Morgen Ljudmila, meine Haushälterin kommen würde, und was die wohl davon halten könnte, eine Kleiderbürste auf dem Kühlschrank vorzufinden. Also habe ich nachgedacht, wo die Kleiderbürste denn besser zu verstauen wäre, um sie gegebenenfalls wieder aufzufinden, und aber auch nicht mit einer der Schuhbürsten zu verwechseln, was auf Kleidungsstücken unangenehm sichtbar werden könnte.

"Im Kleiderschrank!", fiel mir natürlich sofort, also nach einer unschlüssigen guten halben Stunde ein. Sogleich zur Tat schreitend und solcherart schwungvoll den Kleiderschrank öffnend fiel mein Blick unversehens auf eine ... KLEIDERBÜRSTE ... welche dort schon lag.

Ich hatte also offenbar dieselbe Idee, nämlich eine Bürste anzuschaffen, und dann diese auch noch im Schrank zu verstauen, um sie nicht mit einer Schuhbürste zu verwechseln, schon irgendwann einmal während der eineinhalb Jahre, welche ich jetzt in Kyiv wohne, gehabt. Beim besten Willen kann ich mich aber daran nicht mehr erinnern, und so bin ich nun stolzer Besitzer zweier Kleiderbürsten. Ja, wer sonst schon alles hat, dem kann ich eine Bürstensammlung nur wärmstens empfehlen ...

Fest steht mit heutigem Tage, dass ich mir wohl kaum eine dritte anschaffen werden, weil ich eigentlich schon genug Bürsten habe. Eine für den täglichen Gebrauch, und eine in Reserve, denn man kann ja nie wissen, wofür man die mal brauchen könnte. Unter täglichem Gebrauch ist allerdings hier zu verstehen, dass ich sie bestenfalls einmal in eineinhalb Jahren hervorhole, weil ich die dort schon befindliche, offenbar früher angeschaffte, erinnerlicherweise noch nie ihrer Bestimmung entsprechend (um Kleider zu bürsten?) hervorgeholt habe.

Wie ich das jetzt so schreibe, fällt mir aber ein, ich könnte eine der beiden um 10 Hrywna (entspricht etwas mehr als einem Doller, vielleicht so etwa 80 Euro-Cent) an irgendjemanden in der Firma verkaufen. Habe dort vor einigen Tagen ein "Schwarzes Brett" als Datenbank eingesetzt, aber noch keine Frequenz drauf. Werde mal eine der Bürsten (die neuere) als Angebot reinstellen, und sehen, ob sie jemand haben will.

Ja, das ist eine gute Idee, so wird aus dem KLAU doch noch eine lohnende Investition.

Sepp