Montag, 14. September 2009

GAU oder KLAU ...

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Was unter GAU zu verstehen ist, weiß längstens seit 1986 (Tschernobyl) jedes Kind, ja sogar ein Super GAU lässt keine Fragen mehr offen (wenn's denn mal soweit ist, wird zu sehen sein, wer überhaupt noch in der Lage ist Fragen zu stellen ...).

Unter KLAU ist eigentlich etwas ganz ähnliches zu verstehen, aber halt eben nicht in globalen Ausmaßen, ja nicht einmal in kontinentalen oder nationalen, sondern in jedermanns (bzw. jederfraus) unmittelbarer Sphäre, sozusagen ein privater GAU, oder wörtlich übersetzt bekannt als "KLeiner AUsrutscher", gerne auch mal Lapsus genannt.

Ein solcher ist mir dieses Wochenende übergekommen. Ja, richtig gelesen: übergekommen. Denn er ist über mich gekommen, und nicht etwa nur mehr oder weniger zufällig untergekommen, sondern eben passiert, hat sich ereignet, ist mir wiederfahren. Wie dem auch sei, bin ich mir bis dato nicht sicher, wie dieses zu werten wäre. Und in Zeiten wie diesen muss man schon kleinste Anzeichen ernst nehmen und einer Reflexion unterziehen, sonst entziehen sie sich alsbald der Bewusstheit, und pflastern unseren Weg der fortgesetzten Erkenntnislosigkeit.

Schon länger trug ich mich mit dem Gedanken, dass es nicht schaden könnte, eine Kleiderbürste anzuschaffen, da im Haus recht viel und recht sinnlos gearbeitet wird, was zu gelegentlicher Lärm- sowie ständiger Staubentwicklung führt, welcher sich durch feinste Ritzen schlängelt, und vor allem im Treppenhaus zentimeterdick auf Stufen und Geländer sich ablagert (der Staub, nicht der Lärm). Mangels Sinn für das gemeinsame Eigentum, ein unseliges Erbe aus realparadiesischen Zeiten des Sozialismus, kümmert sich um das Treppenhaus kein Schwein. Also zieht man sich dort, wenn man es denn benutzt, gemeint ist hier das Treppenhaus, gelegentlich unschöne Verunreinigungen zu. Da ich das Treppenhaus ständig und ausnahmslos benutze, weil ich begründete Angst habe, in einer der technischen Errungenschaften des Kommunismus, dem Aufzug nämlich, stecken zu bleiben, und mich dann mangels Kenntnis der hiesigen Sprache nicht einmal mitteilen könnte, kommt mir das öfter mal vor (wer an dieser Stelle noch weiß, WAS öfter mal vorkommt, ist ein Denksportmeister!).

Kurz und gut: ich habe am Samstag eine Kleiderbürste käuflich erworben, und wie es sich gehört, beim Verstauen der Einkäufe diese (die Kleiderbürste) auf dem Kühlschrank abgelegt. Zu ordnungsliebende Anverwandte seien an dieser Stelle auf das kleine Wörtchen "auf" hingewiesen, also nicht "in", wie man vielleicht auch interpretieren könnte. So dämlich bin ich (noch) nicht!

Jedenfalls habe ich die Kleiderbürste dort zwei Tage lang liegen sehen, bis mir am Sonntag abend in den Sinn gekommen ist, dass ja am nächsten Morgen Ljudmila, meine Haushälterin kommen würde, und was die wohl davon halten könnte, eine Kleiderbürste auf dem Kühlschrank vorzufinden. Also habe ich nachgedacht, wo die Kleiderbürste denn besser zu verstauen wäre, um sie gegebenenfalls wieder aufzufinden, und aber auch nicht mit einer der Schuhbürsten zu verwechseln, was auf Kleidungsstücken unangenehm sichtbar werden könnte.

"Im Kleiderschrank!", fiel mir natürlich sofort, also nach einer unschlüssigen guten halben Stunde ein. Sogleich zur Tat schreitend und solcherart schwungvoll den Kleiderschrank öffnend fiel mein Blick unversehens auf eine ... KLEIDERBÜRSTE ... welche dort schon lag.

Ich hatte also offenbar dieselbe Idee, nämlich eine Bürste anzuschaffen, und dann diese auch noch im Schrank zu verstauen, um sie nicht mit einer Schuhbürste zu verwechseln, schon irgendwann einmal während der eineinhalb Jahre, welche ich jetzt in Kyiv wohne, gehabt. Beim besten Willen kann ich mich aber daran nicht mehr erinnern, und so bin ich nun stolzer Besitzer zweier Kleiderbürsten. Ja, wer sonst schon alles hat, dem kann ich eine Bürstensammlung nur wärmstens empfehlen ...

Fest steht mit heutigem Tage, dass ich mir wohl kaum eine dritte anschaffen werden, weil ich eigentlich schon genug Bürsten habe. Eine für den täglichen Gebrauch, und eine in Reserve, denn man kann ja nie wissen, wofür man die mal brauchen könnte. Unter täglichem Gebrauch ist allerdings hier zu verstehen, dass ich sie bestenfalls einmal in eineinhalb Jahren hervorhole, weil ich die dort schon befindliche, offenbar früher angeschaffte, erinnerlicherweise noch nie ihrer Bestimmung entsprechend (um Kleider zu bürsten?) hervorgeholt habe.

Wie ich das jetzt so schreibe, fällt mir aber ein, ich könnte eine der beiden um 10 Hrywna (entspricht etwas mehr als einem Doller, vielleicht so etwa 80 Euro-Cent) an irgendjemanden in der Firma verkaufen. Habe dort vor einigen Tagen ein "Schwarzes Brett" als Datenbank eingesetzt, aber noch keine Frequenz drauf. Werde mal eine der Bürsten (die neuere) als Angebot reinstellen, und sehen, ob sie jemand haben will.

Ja, das ist eine gute Idee, so wird aus dem KLAU doch noch eine lohnende Investition.

Sepp

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